Sex in der Schwangerschaft: Darf man? Soll man? Und: Will man überhaupt? Hier erfährst du, wann Sex sogar hilfreich ist und wann Ihr besser darauf verzichtet.
Sex in der Schwangerschaft: Warum eigentlich nicht?
Sex ist das Größte. Das halten wir gleich mal zu Anfang fest. Sex in der Schwangerschaft ist allerdings für viele Paare eher befremdlich. Und wer könnte es einem Paar vorhalten, dass es verunsichert ist, wenn die Frau immer runder und der Mann immer nervöser wird? Im Bett läuft dann oft nicht mehr ganz so viel … oder manchmal auch gar nichts mehr …
Eine Schwangerschaft verändert so vieles: im Kopf, am Körper der Frau, im Umgang miteinander. An Sex in der Schwangerschaft ist da für viele gar nicht zu denken. Wie auch, wenn man sich viel mehr Sorgen darum macht, ob man das mit diesem Mini-Menschen, der da schon ganz bald rumturnen wird, überhaupt gebacken bekommt? Ja, und ob man überhaupt erst einmal den Mini-Menschen selbst komplikationslos „gebacken“ bekommt!
Sex in der Schwangerschaft ist daher für viele Paare eher zweitrangig. Möglich ist er aber. Allerdings sollte man dies und das darüber wissen. Hereinspaziert also in die wunderbare Welt der kugelrunden Bäuche!
Aber auch Paare, die beim "Treffer ins Schwarze" schneller Glück hatten, sind oft unsicher, wenn es um Sex in der Schwangerschaft geht. Häufige Sorgen sind dann diese:
- Man könnte das Kind verletzen.
Die Angst, das Kind zu verletzen, ist tatsächlich unbegründet. Es hat mit der Gebärmutter und dem Fruchtwasser so viele natürliche Stoßdämpfer um sich herum, dass das bisschen Geschaukel beim Geschlechtsverkehr wirklich keinen negativen Effekt auf den wachsenden Mini-Menschen hat. Im Gegenteil: So manches Baby mag es sogar sehr, im Bauch der Mutter etwas hin und her geschaukelt zu werden. Warum das gerade passiert, ist dem Knirps vollkommen egal. - Wird das Kind seelisch traumatisiert?
Dass ein Baby durch den Sex noch vor der Geburt ein Trauma erlebt, ist ebenso unwahrscheinlich. Ein Baby hat keine Ahnung, was Sex oder Geschlechtsverkehr ist, und dass das manche Menschen das als etwas Schmutziges betrachten. (Die armen Seelen!) Ein Baby spürt nur das Schaukeln und bekommt bestenfalls mit, dass es der Mutter gerade sehr gut geht. Schüttet die dann nach einem Orgasmus auch noch Glückshormone aus, bekommt das auch das Baby mit und grinst wahrscheinlich höchst zufrieden im Mutterleib. - Die Frau fühlt sich nicht mehr attraktiv.
Dass sich Frauen in der Schwangerschaft nicht mehr attraktiv – oder weniger attraktiv als zuvor – fühlen, ist ebenfalls eine große Sorge. Aber hey: Da wächst gerade ein Kind im Körper heran. Und der Körper tut alles, damit das Kind gesund und mit allem ausgestattet, was ein Baby ausmacht, auf die Welt kommt. Dass die Beine dick sind und Frauen dann nicht mehr laufen wie Elfen, sollte man ihnen (und sie sich!) doch bitteschön verzeihen!
Wann sollte man auf Sex in der Schwangerschaft verzichten?
In einer gesunden und stabilen Schwangerschaft gibt es beim Sex kaum echte Risiken. Anders sieht es aus, wenn sich schon Komplikationen gezeigt haben oder die Gesundheit nicht ganz bei der Sache ist. Das sind klare Risikofaktoren:
- Der Gebärmuttermund ist insuffizient (Zervixinsuffizienz), verkürzt, geöffnet oder geweitet
- Es kam bereits zu vorzeitigen Wehen.
- Es kam zu Blutungen in der Schwangerschaft.
- In der Vergangenheit gab es Fehlgeburten.
- Der Partner hat eine ♥Geschlechtskrankheit
Liegt eine Zervixinsuffizienz vor, sollte das Paar besser auf Sex in der Schwangerschaft verzichten. Zumindest sollte kein Geschlechtsverkehr bzw. eine Penetration mit dem Penis oder (beispielsweise in einer lesbischen Beziehung) einem Sextoy geschehen. Dadurch wird der Gebärmutterhals zusätzlich belastet. Im schlechtesten Fall können außerdem Wehen ausgelöst werden.
Es sollte auch kein Sperma in die Vagina gelangen. Es enthält Prostaglandine, also Stoffe, welche die Insuffizienz fördern und wehenauslösend sein können.
Blutungen müssen immer mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt abgeklärt werden. Bevor von dort kein grünes Licht kommt, sollten sich die Partner ebenfalls zurückhalten.
Im Falle einer sexuell übertragbaren Krankheit sollte sich der Partner oder die Partnerin unbedingt vom Arzt oder einer Ärztin behandeln lassen. Hat er oder sie sexuelle Außenkontakte wie beispielsweise in einer ♥offenen Beziehung, muss er dort beim Geschlechtsverkehr Kondome benutzen und sie ebenfalls dafür sorgen, dass sie sich nicht infiziert (z. B. mit einem Lecktuch).
Wie verändert sich die Lust in der Schwangerschaft?
Ob es aus medizinischer Sicht möglich oder unbedenklich ist, ist das Eine. Das Andere ist, ob Frauen überhaupt Lust auf Sex in der Schwangerschaft haben. In den verschiedenen Trimestern der Schwangerschaft verändert sich hormonell nämlich so einiges. Und wer gerade mit Schwangerschaftsübelkeit über dem Klo oder Eimer gehangen hat, schwingt sich vermutlich nicht innerhalb von Minuten zum lüsternen Vamp auf.
Eine Schwangerschaft ist anstrengend. Der Körper und das Leben verändern sich. Und: Der Körper fühlt sich dabei längst nicht immer gut an. Diese tollen Überraschungen hält er dann hier und da bereit:
- Übelkeit
- Spannen in der Brust
- Blasenschwäche
- Atembeschwerden
Das alles (oder auch nur Teile davon) kann verständlicherweise die Lust auf Sex nehmen.
Insgesamt ist das Verlangen nach Kontakt und intimen Berührungen bei vielen Frauen in der Schwangerschaft geringer. Sie wollen dann eher Zuneigung in Form von Umarmungen oder Kuschelstunden auf der Couch oder im Bett. Die Bedürfnisse verändern sich insgesamt sehr stark. Die Paare, die damit gut umgehen können und vor allem offen miteinander sind, haben die besten Chancen, auch weiterhin guten Sex zu haben. Trotz sich in Produktion befindlichem Mini-Menschen.
Lies auch: Geschlechtsverkehr nach der Geburt – „Oh no“? Oder „Oh yeah!“?
Wie steht es um den weiblichen Orgasmus in der Schwangerschaft?
Viele Schwangere empfinden den Orgasmus während der Schwangerschaft intensiver als sonst. Die Gebärmutter ist stark vergrößert und kontrahiert sich insgesamt beim Orgasmus. Je größer sie ist, umso stärker ist bei einigen Frauen folglich auch das Gefühl. Und wenn man sich überlegt, wie sehr sich die Gebärmutter ausdehnt, wundert es kaum, dass manche Frauen da ordentlich Bauklötze staunen, wenn „die Kirchturmuhr zwölfe schlägt“!
Was erst einmal wie ein echter Jackpot klingt, wenn man an all die Strapazen denkt, die eine Schwangerschaft sonst mit sich bringt, ist aber nicht immer zum Jubeln. Teilweise wird dieses neue Gefühl von Frauen auch als irritierend empfunden. Es können außerdem auch Krämpfe entstehen. Und die braucht nun wirklich kein Mensch.
Kann Sex die Geburt einleiten?
Ja, in Schwangerschaften, in denen der Stichtag überschritten wurde und das Baby somit überfällig ist, empfehlen einige Gynäkologen, Sex zu haben. Die Prostaglandine im Sperma können Wehen auslösen und somit auch eine Geburt einleiten.
Umgekehrt gilt aber leider auch: Ist das Baby eigentlich noch nicht dran mit seinem großen Auftritt und kommen evtl. Risiken wie die oben genannten dazu, ist Abstinenz die bessere Wahl. Vor allem sollte Geschlechtsverkehr vermieden werden, um durch das in die Vagina eindringende Sperma keine Wehen auszulösen. Gegen Zärtlichkeiten ist natürlich niemals etwas einzuwenden.
Was ist wichtig, damit der Sex schön bleibt?
Es ist leichter gesagt als getan, aber Frauen sollten sich und ihr Aussehen nicht so kritisch sehen. Auch wenn Schwangere sich natürlich nicht vollkommen gehen lassen sollten (für den Mann oder die Frau nicht, aber auch vor allem für sich selbst!), muss man doch daran denken, dass es kein Pappenstiel ist, ein Baby im Bauch zu haben und damit Tag für Tag über Monate durch die Welt zu wackeln.
Frauen sollten sich und die körperlichen Veränderungen akzeptieren. Und im Idealfall entdeckt man ja sogar etwas, das erst jetzt, in der Schwangerschaft wunderschön geworden ist. (Wer zum Beispiel schon immer größere Brüste haben wollte – das ist Deine Zeit!)
Männer müssen außerdem anerkennen, was der Körper der Frau leistet. Vom Scheitel bis zur Sohle richtet sich die Schwangere auf das neue Leben aus und verändert sich natürlich! Und zwar nicht nur körperlich.
Wenn Paare liebevoll auf die Veränderungen sehen, haben sie deutlich bessere Chancen auf guten Sex in der Schwangerschaft.
Gehen Männer während der Schwangerschaft öfter fremd?
Dass Männer öfter nach links und rechts nach attraktiven Alternativen schauen, während die eigene Frau oder Lebenspartnerin schwanger ist, ist nicht erwiesen.
Affären kommen während und nach Schwangerschaften natürlich vor. In der Regel hatten diese Männer aber auch schon vor der Schwangerschaft einen Hang zum ♥Fremdgehen. In der Schwangerschaft selbst gibt es keinen Anstieg bei denen, die auch sonst keine Skrupel haben, ihre Partnerin zu hintergehen.
Es liegt übrigens auch oft gar nicht daran, dass sich die Frau körperlich verändert, sondern eher, dass sie sich zurückzieht. Mangelnde Kommunikation kann dem Partner das Gefühl geben, dass er nicht mehr wichtig ist. (Und das möchten Männer doch schon sehr gern sein.) Sprechen ist daher – wie übrigens auch sonst in der Beziehung – enorm wichtig.
Schwangere sollten offen sagen, was sie brauchen oder sich wünschen. Und genauso sollte der Partner die Zähne auseinander bekommen und mitteilen, wie es ihm geht. Nur so lassen sich neue Probleme vermeiden, die absolut niemand gebrauchen kann, wenn ein Kind im Anflug ist. ♥