Platonische Liebe: Kann das funktionieren?

Du stehst jemandem ganz nah, doch von Sex ist nie die Rede? Vielleicht ist das richtig blöd. Vielleicht ist es aber auch einfach platonische Liebe.

Platonische Liebe: Ein Mann und eine Frau in der Abendsonne
Sommer, Sonne, Musik und ein Lieblingsmensch. ©iStock

Was ist platonische Liebe?

Tja, das ist eine gute Frage.

  • Mehr als eine Freundschaft
  • Seelenverwandtschaft

das sind Punkte, die bei der Erklärung der platonischen Liebe auftauchen. Aber was bedeutet dieser Begriff nun wirklich?

Die platonische Liebe gilt als die reine Form der Liebe ohne sexuelle Verbindung und auch ohne Beziehungsstress. Einige Menschen glauben, dass es ohne körperliche Nähe nicht geht. Als Nächstes kommt dann oft die Behauptung, dass Menschen nicht dafür gemacht sind, eine reife Beziehung ohne Sex zu führen, egal ob sie hetero- oder homosexuell sind.

Eine Liebe ganz ohne erotisches Interesse? Wer will sich denn nur auf die geistige Ebene konzentrieren und die Lust ganz außen vor lassen? Das sind diejenigen, die sich an der innigen Beziehung erfreuen und aus verschiedenen Gründen platonisch leben und lieben.

Hoppla, hier gibt es nichts zu sehen.

Was ist der Unterschied zur Freundschaft?

Kennst Du den Film „Harry und Sally“? Er ist einer von den vielen, vielen ♥Liebesfilmen, die Hollywood hervorgebracht hat. Hier geht es um die Frage, ob Männer und Frauen wirklich einfach nur befreundet sein können. Der Sex scheint ein Hindernis zu sein, das die bisherige Beziehung, nämlich die Freundschaft, letztendlich killt oder eben zur normalen Paarbeziehung macht.

Die platonische Liebe überschreitet die Grenzen der Freundschaft. Sie ist mehr als die enge, vertrauensvolle Liebesbeziehung zwischen Menschen. Wenn Du jemanden platonisch liebst, verstehst Du ihn ohne Worte. Typisch an platonischen Liebesbeziehungen ist ihre Beständigkeit. Problemlos übersteht Ihr Krisen und auch längere Phasen der Abwesenheit, ohne wie bei einer ♥Fernbeziehung zu leiden. Loyalität gilt auch für Freundschaften, aber bei einer reinen, platonischen Beziehung kommen ein tiefes Verständnis und eine große Innigkeit dazu.

Platonische Liebe: Ein Mann und eine Frau am Strand
Na, geht da wirklich nicht mehr? ©iStock

Wie sieht eine platonische Beziehung aus?

Von Romantik keine Spur, aber die Seelenverwandtschaft in der platonischen Liebesbeziehung ist eng. Anstatt zu turteln oder sich aneinanderzuschmiegen, geht Ihr absolut entspannt miteinander um. Es lässt sich nicht immer mit Sicherheit sagen, ob es eine gute Freundschaft ist oder platonische Liebe. Typische Anzeichen dafür, dass Ihr Euch platonisch liebt, helfen Dir dabei, Dir über den Beziehungsstatus klar zu werden.

  • Eifersucht ist kein Thema, denn Ihr führt keine richtige Liebesbeziehung.
  • Ihr geht offen miteinander um und habt keine Gründe, dem anderen etwas zu verschweigen.
  • Oft bleibt ein gewisser Abstand zwischen den platonisch liebenden Menschen; nicht nur sexuell, sondern auch emotional. So lässt einer dem anderen immer genügend Freiraum.
  • Die gegenseitigen Erwartungen sind sehr niedrig. Platonisch Liebende leben nicht zusammen. Über eine gemeinsame Wohnung oder die Familienplanung muss also niemand nachdenken.

Was ist bei platonischer Liebe „erlaubt“?

Manchmal entwickelt sich eine Freundschaft, die keinerlei sexuelle Gefühle weckt. Körperliche Leidenschaft ist in dieser Beziehung gar kein Thema. Das heißt, dass Menschen, die sich platonisch lieben, oft einen anderen Lebenspartner haben. Und dennoch ist es etwas anderes als ♥Polyamorie. Der platonisch geliebte Mensch ist trotzdem kein Außenseiter, denn er gehört irgendwie zur Familie. Das Geschlecht spielt dabei logischerweise keine Rolle.

Die sexuelle Ebene ist komplett ausgeschaltet. Da gibt es keine Berührungen, die vielleicht mehr bedeuten sollen. Kein gegenseitiges Necken ist zu erkennen, nicht einmal ein ♥Flirten. Trotzdem ist die platonische Liebe keineswegs langweilig. Ihr fehlt nichts, denn sie gilt als höchste Form der Liebe. Wenn Du in Deinem Leben jemanden auf diese Weise liebst, fühlst Du Dich erfüllt und sicher.

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Gibt es Regeln, für eine platonische Liebesbeziehung?

Wenn Ihr Euch einig seid, dass Ihr nicht mehr wollt, solltet Ihr Eure besondere Freundschaft schützen und sie nicht durch unüberlegtes Handeln gefährden. Andererseits kommt es bei platonischen Beziehungen kaum vor, dass sich einer dem anderen an den Hals schmeißt. Da die sexuelle Anziehung fehlt, könnt Ihr Euch gut entspannen.

Was sind die Vorteile einer platonischen Beziehung?

Bei der klassischen Partnerschaft zwischen zwei Menschen, also Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau können Sex und Treue (bzw. ♥Fremdgehen) zu Streitpunkten werden. Doch die platonische Liebesbeziehung steht auf einer anderen Basis. Platonische Liebe ist inniger als viele Freundschaften und lässt mehr Freiraum als die übliche partnerschaftliche Liebe. Hier geht es nicht um das gemeinsame Leben mit einem anderen Menschen, sondern um den Austausch von Gedanken und Träumen.

Die andere Ebene der platonischen Beziehung macht es leicht, Krisen zu überstehen. Du willst mit dem anderen nicht nur viel Zeit verbringen – es ist viel mehr. Loyalität und Verzeihenkönnen sind sehr wichtige, gute Elemente in der platonischen Liebe.

Platonische Liebe: Ein Mann küsst eine Frau freundschaftlich
Ist Küssen überhaupt in einer platonischen Liebe erlaubt? Wir finden: So wie hier schon. ©iStock

Kann platonische Liebe funktionieren?

Zu einer Liebesbeziehung gehören Sex, Liebe und Lust dazu! Dagegen gibt es grundsätzlich keine Einwände. Aber bei platonischen Beziehungen ist das etwas anderes. Wenn sich zwei Menschen platonisch lieben, handelt es sich allerdings auch nicht um eine herkömmliche Beziehung, in der das glückliche, gemeinsame Leben das angestrebte Ziel ist.

Wenn Du jemanden auf platonische Art liebst, ist diese Beziehungsform eine große Bereicherung. Durch den Austausch mit dem geliebten Menschen fühlst Du Dich stark und selbstsicher – und zwar ganz ohne sexuelle Forderungen oder unerfüllte eigene Wünsche. Oft findet man eine solche Beziehung, wenn zwischen den Partnern ein größerer ♥Altersunterschied besteht, weil dann das körperliche Verlangen nicht so auf der Hand liegt wie in Beziehungen mit etwa gleich alten Partnern.

Ob Frau oder Mann – die meisten Menschen sind auf der Suche nach einem Partner, mit dem sie Sex haben können. Einen platonischen Mann oder eine platonische Frau – dafür gibt es noch keine Beziehungsplattform. Das liegt daran, dass diese besondere Liebesbeziehung nicht mit einem Fingerschnippen hergestellt werden kann.

Du denkst, wer aufrichtig liebt, der hat auch sexuelle Vorstellungen? Das muss nicht sein. Auch ohne körperliche Anziehung können Menschen viele Gefühle füreinander haben. Oft sind es Freunde, die sich seit ihrer Kindheit kennen und einander wie Geschwister vorkommen. Vielleicht fühlst Du Dich auch Deinem langjährigen Ex weiterhin verbunden. Dann ist es möglich, dass Ihr von der Lebenspartnerschaft zur platonischen Beziehung wechselt. Solche Beziehungen können sehr stark sein, vor allem, wenn gemeinsame Kinder da sind. Hier gibt es allerdings einen Problempunkt: Neue Partner können eifersüchtig werden.

Asexualität oder das sexuelle Interesse an anderen Personen können ebenfalls die platonische Liebe begünstigen. Im Vordergrund steht jedenfalls die geistige Ebene.

Für wen eignet sich diese Beziehung nicht?

Platonische Beziehungen können nur funktionieren, wenn sie von beiden Seiten aus genauso gewünscht sind. Manchmal möchte sich eine Frau den geliebten Mann aber auch „warmhalten“ (oder umgekehrt), quasi für schlechte Zeiten. Eine solche Back-up-Beziehung hat jedoch nichts mit der platonischen Variante zu tun.

Nicht alle Menschen sind für diese Form der Liebe gemacht. Egal ob Mann oder Frau – vor allem für jüngere Menschen gehört intimer Körperkontakt oft einfach dazu. Doch die platonische Liebesbeziehung bringt Dich auf die geistige Ebene, auf der eine starke Verbundenheit erst möglich ist.

Um platonisch zu lieben, ist eine gewisse Basis nötig. Wenn zwei Personen sehr unterschiedlich ticken, lassen sich nur schwer Gemeinsamkeiten finden. Ein junger Mann oder eine junge Frau haben oft noch nicht die nötige innere Reife, um platonisch zu leben und zu lieben. Oft ist auch ein gewisser Bildungsgrad förderlich. Die sexuelle Motivation stört hingegen.

Platonische Liebe funktioniert auch neben Partnerschaften
Sobald neben der platonischen Beziehung noch eine Liebesbeziehung existiert, kann es zu Problemen kommen. ©iStock

Ist es platonische Liebe? Mach den Test!

Du hast Interesse an einem Mann oder einer Frau. Ist das rein platonisch oder sind da auch noch andere Wünsche? Vielleicht wird es ja mehr, aber wichtiger ist Dir die vertrauensvolle Beziehung. Am besten beantwortet Ihr die Testfragen gemeinsam: So findet Ihr heraus, ob Ihr das Gleiche wollt.

  • Hast Du Interesse an der anderen Person, und zwar ohne sexuelle Anziehung?
  • Glaubst Du, dass die Lust auf Körperlichkeit später kommt, wenn Ihr Euch näherkommt?
  • Möchtest Du die Freundschaft intensivieren?
  • Spürst Du Eifersucht, wenn der andere sich in eine dritte Person verliebt?
  • Fühlst Du Dich dem anderen vertraut und verbunden?
  • Möchtest Du der anderen Person alles erzählen?

Sei ehrlich zu Dir selbst und auch zu Deinem – vielleicht – platonischen Partner oder der Partnerin. Dann habt Ihr die Chance auf eine besondere Verbindung.

Gerade dann, wenn Ihr noch jung seid, kann es passieren, dass aus der Beziehung ohne Sex eine Liebesbeziehung wird. Eine solche Liebe ist nicht mehr platonisch, doch wenn sich die Partnerschaft positiv entwickelt, seid Ihr gemeinsam richtig stark.

Platonische Beziehung: Ein Mann und eine Frau halten Hände
Eine platonische Liebe gibt dem Gegenüber vor allem Halt. ©iStock

Was hat das alles mit Platon zu tun?

Der griechische Philosoph Platon wird für vieles verantwortlich gemacht. Er suchte nach höheren, reinen Erkenntnissen. Liebe war für ihn der Wegbegleiter zu Schönheit und Wahrheit. Er meinte, dass Liebende ein ähnlich entwickeltes Seelenleben haben: Dahinter steht der Gedanke des ähnlichen Bildungsstands.

Dauerhafte Zuneigung ohne sexuelle Begehrlichkeiten ist ein großes Thema in Platons Schriften. Doch warum wird die Liebesbeziehung ohne Sex platonisch genannt? Eigentlich meinte der alte Grieche doch etwas ganz anderes.

In der Renaissance buddelte man Platons Werke aus und entdeckte dabei sein „Symposion“. Darin steht viel zur asexuellen Beziehung – aber auch zum Eros, also zum Begehren. In den folgenden Jahrhunderten veränderte sich die Bedeutung der platonischen Liebe, sodass die heutige Definition nur noch wenig mit dem ursprünglichen platonischen Konzept zu tun hat. Das macht aber nichts: Du weißt jetzt schließlich, wovon die Rede ist. ♥

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